Krempling, Paxillus 

Vor allem mittlere bis sehr grosse Pilze (selten kleine), mit zentralem, exzentrischem oder seitlichem Stiel. Die Hutoberfläche ist etwas filzig bis kahl, in gelber, olivbrauner bis brauner Farbe. Typisch ist der meist lang eingerollt bleibende Rand. Die Lamellenschicht ist ähnlich gefärbt wie die Hutoberseite und leicht vom Hutfleisch ablösbar. Unter anderem zeigt dies die nahe Verwandschaft zu den Röhrlingen. Ein eigentliches Bindeglied bildet in dieser Beziehung das seltene Goldblatt (Phylloporus rhodoxanthus). Seine Hutunterseite sieht lamellig aus. Es finden sich aber derart viele, auffällige Querverbindungen, dass teils fast Röhren (weit und eckig) entstehen. Das Goldblatt bildet heute eine eigene Gattung. Wegen der Ähnlichkeit mit den Kremplingen und seiner Vergangenheit als Paxillus paradoxus geniesst der Pilz hier in dieser Gattung Gastrecht. Kremplinge und Goldblatt erscheinen vom Sommer bis in den Herbst. Der häufige Kahle Krempling (P. involutus) und der ähnliche Erlenkrempling (P. rubicundulus) wachsen auf Erde. Auf Holz erscheinen der grosse und fleischige Samtfusskrempling (P. atrotomentosus) und der kleine bis mittelgrosse, eher seltene Muschelkrempling (P. panuoides). Dieser kann leicht mit dem Orangeseitling (Phyllotopsis nidulans) aus der Ordnung der Porlingsartigen Pilze (Polyporales) verwechselt werden. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass sowohl in der eben genannten Ordnung wie auch in jener der Röhrlingsartigen (Boletales) Pilze mit Lamellen vorkommen, was für den Einsteiger verwirrend ist. Das Goldblatt mit seinen starken, queradrigen Verbindungen bildet einen Übergang zwischen Lamellen und Röhren. Der Kahle oder Empfindliche Krempling (empfindlich, weil er sich bei Druck sofort verfärbt) ist heimtückisch giftig. Diese Erkenntnis ist nicht alt, in der Literatur lässt sich eine ziemlich erschreckende Entwicklung verfolgen. Im «Taschenbuch der Pilze» von W. Cleff aus dem Jahre 1909 steht: «... und zählt mit zu den wohlschmeckendsten und wertvollsten Pilzen.» Im «Handbuch für Pilzfreunde» (Michael/Hennig), Bd.1, aus dem Jahre 1958 erscheint eine Warnung: «essbar, aber roh genossen giftig», und im Text ist mit fetter Schrift angefügt: «längeres Kochen (25 Min.) ist unbedingt erforderlich.» Bei F. M. Engel im Jahre 1965 heisst es wieder etwas weniger streng: «... ein schmackhafter Speisepilz, wenn auch der Magen des einen oder anderen Pilzfreundes allergisch reagiert, dann vor allem, wenn der Pilz roh oder unzureichend gekocht genossen wird.» Heute wird vom Genuss dieses Pilzes dringend abgeraten, da sich herausgestellt hat, dass eine Antigen-Antikörper-Reaktion bei mehrmaligem Genuss zu tödlicher Blutzersetzung führen kann. Vom Erlenkrempling ist nichts Derartiges bekannt. Die Verwechslungsgefahr ist aber so gross, dass man diesen Pilz auch meiden soll. Die anderen beiden, nur auf Holz wachsenden Arten gelten als ungeniessbar oder jedenfalls minderwertig. Das Goldblatt ist essbar, aber viel zu selten für den Kochtopf.

Deutscher Name Botanischer Name Vorkommen Speisewert
Dichtblättriger Röteltrichterling Lepista densifolia im Nadelwald, seltener im Laubwald; Sommer bis Herbst. kein Speisepilz
Kahler Krempling Paxillus involutus im Laub- und Nadelwald, in Garten und Park. giftig
Erlenkrempling Paxillus rubicundulus bei Erlen (Alnus). kein Speisepilz
Europäisches Goldblatt Phylloporus pelletieri vor allem im Nadelwald, Mischwald, seltener im Laubwald; auf saurem Boden. kein Speisepilz
Samtfusskrempling Tapinella atrotomentosa auf morschen Strünken, vor allem auf Nadelholz. kein Speisepilz
Gemeiner Muschelkrempling Tapinella panuoides auf totem Holz, Strünken, vor allem auf Nadelholz, meist büschelig. kein Speisepilz

 

© 6.2019 · R.Winkler · Die Angaben zum Speisewert stützen sich auf die gängigen, aktuellen Publikationen im deutschen Sprachraum. Bei Unverträglichkeit wird jede Haftung abgelehnt.

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