Jahresbericht der Präsidentin für 2001

 

Im Jahre 2000 tagte die SKEP/CSSC insgesamt viermal. Als neue Mitglieder konnten begrüsst werden:

Frau Helen Küchler (Einsiedeln) als Vertreterin von Pro Natura,

Herr Robert Andreoli (Dietikon) als Vertreter des VSVP/USSM

 

1. Oeffentlichkeitsarbeit

Der Sturm Lothar – eine Chance für den Pilzsammler?

Der Sturm Lothar hat insbesondere in der NW-Schweiz riesige Mengen Totholz geschaffen. Welche Chancen bietet dies für die Artenvielfalt der Pilze? Kann mit einem großen Aufkommen von Speisepilzen gerechnet werden?

Pilze haben im Wald verschiedene wichtige Funktionen, eine darunter ist der allmähliche Abbau des toten Holzes. An liegengelassenen Stämmen und insbesondere auch noch stehenden Stümpfen werden in den nächsten Jahren eine Reihe von Pilzen erscheinen, darunter auch etliche sehr seltene. Schon jetzt sind Pilze zu finden, welche nur in den Kronen der Bäume fruchten wie

Zweifarbiger Knorpelporling (Gloeoporus dichrous)an Eichen,

Kiefern-Zystidenrindenpilz (Peniophora pini) an Föhren

Blutroter Borstenscheibling (Hymenochaete cruenta) an Weisstannen

Die umgeworfenen Bäume geben die Chance, die Verbreitung dieser Arten in der Schweiz besser zu studieren. Sturmflächen bieten in den nächsten Jahren für viele holzabbauende Pilze einen Sonderstandort. Die SKEP begrüßt die Bestrebungen, in allen Wäldern vermehrt Totholzinseln zu schaffen oder Waldreservate auszuscheiden. Eine möglichst große Vielfalt an naturnahen Standorten in und außerhalb des Waldes trägt am meisten zu einer artenreichen einheimischen Pilzflora bei, welche diese Standorte wiederum gegen Invasionen aggressiver phytopathogener Pilze schützen kann.

In vielen Sturmflächen wird die Menge der Speisepilze aber über mehrere Jahre gering sein, weil die Bäume der symbiontischen Pilze wie Steinpilze, Eierschwämme, Totentrompeten und Täublinge fehlen. Beim beliebten Hobby des Pilzsammelns muss dieses Jahr vermehrt auf die Gefahren im sturmgeschädigten Wald geachtet werden. Die Anordnungen der lokalen Forstdienste ebenso wie lokale Pilzschutzbestimmungen müssen unbedingt beachtet werden.

 

Diese Medienmitteilung stieß bei den Zeitungen mit wenigen Ausnahmen auf ein eher massiges direktes Echo. In "Le Temps" erschien ein ausführlicher redaktioneller Artikel über das Projekt der Roten Liste und der Pilzkartierung.

 

2. Vernehmlassungen

Die SKEP hat sich an der Vernehmlassung zur Waldpolitik des Bundes beteiligt. Sie stellt sich voll hinter die Schwerpunkte des UVEK.

 

 

3. Pilzkartierung

  1. Einzelfundmeldungen durch freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Jahr 2000 wurden insgesamt 25'000 Funddaten in die Datenbank integriert.
  2. Stichprobenerhebungen an je 10 zufällig ausgewählten LFI-Gitterpunkten in 50 x 50 km-Flächen. Im Jahr 2000 wurden Probeflächen in den Kantonen Thurgau, Zürich (R. de Marchi), Wallis, Waadt (G. Bieri) und Tessin (N. Römer) untersucht.
  3. Fruchtkörperbeobachtungen an 827 sogenannten Zufallskoordinaten durch freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Analog zu anderen Kartierprogrammen (Flechten, Moose) werden zufällig gegebene Koordinatenpunkte aufgesucht und die möglichst vollständige Pilzflora in deren unmittelbarer Nähe (Radius von 12 m) beobachtet. Dieses Zufallskoordinatennetz soll ebenfalls dazu beitragen, die Pilzflora nach statistischen Gesichtspunkten über die ganze Landesfläche verteilt, beurteilen zu können. Bis heute konnten 107 Koordinatenpunkte vergeben werden.
  4. Die Datenbank der Makromyzeten an der WSL in Birmensdorf benötigt umfangreichere Datenpflegearbeiten. Sie bekommt eine professionelle Struktur unter Oracle. Erst danach werden über ein Internetfenster des Webs vereinfachte Verbreitungskarten öffentlich zugänglich werden.

 

4. International

Die SKEP steht in enger Verbindung mit dem ECCF (European Council for the Conservation of Fungi). Diese strebt vom Europarat eine Erweiterung der Berner Konvention an: ein Vorschlag mit 32 schützenswerten Pilzarten soll eingereicht werden. Die Präsidentin nahm an einer Sitzung in Straßburg teil.

 

 

Bern, Januar 2001 Beatrice Senn-Irlet


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Beatrice Senn, Ruedi Winkler, Juli 2001